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Wallbox: Die Qual der Wahl

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Die Aufgabenstellung war klar: Eine Wallbox fürs Eigenheim muss her, schließlich ist das Laden an öffentlichen Säulen ein Trauerspiel. Aber die Entscheidung, welche Wallbox es sein soll, war dann alles andere als leicht. 🥴 Welche Kriterien muss eine Wallbox erfüllen? Welche Kriterien gibt es überhaupt? 22 kW? PV-Überschuss, und wenn ja, wie? Integrierter Stromzähler (MID-konform?) und Authentifzierung per RFID? Dann aber bitte auch getrennte Zähler pro User. Wie sieht es mit Schnittstellen aus? OCPP, evcc? Und gibt es auch eine (gute!) App?

Uiuiui, das war eine längere Prozedur als ursprünglich geplant. Viele DuckDuckGo-Recherchen, YouTube-Videos, persönliche Interviews und Testberichte später war meine Shortlist dann zwar kleiner, aber immer noch nicht offensichtlich. Hier fasse ich meine Gedanken mal zusammen und liste meine Tabelle als Entscheidungsgrundlage auf. Möge es euch dienen und weitere Diskussionen entfachen. 😂

Um es kurz nochmal deutlich gesagt zu haben: Wer keine Wallbox daheim hat ist im Punkte Elektromobilität verloren. Meiner Ansicht nach also ein Muss für alle, die stressfrei in den Tag starten wollen.

Kriteriengedanken

  • Die KfW 440 Förderung gibt es schon seit 2021 nicht mehr. Ich muss also definitiv selbst zahlen. Homepages, die immer noch mit einer Förderung werben, werden mit einem Kopfschütteln der Augenwischerei bezichtigt und gekonnt ignoriert.
  • PV habe ich derzeit zwar nicht, möchte aber nicht kategorisch ausschließen, dass sich da mal was tut. Anfänglich hatte ich daher noch eine “PV” Spalte in der Tabelle obgleich mir einfach nicht klar war, wie das mit dem PV-Überschussladen denn nun gehen soll. Mittlerweile habe ich grob kapiert, dass es vor allem auf die Kommunikationsprotokolle ankommt: Kann eine Wallbox per Modbus oder OCPP oder per sonstiger API angesprochen und gesteuert werden, kann eine 3rd Party Einheit jenes tun, beispielsweise evcc. Wenn der Wallboxhersteller selbst von PV-Überschussladung spricht meint er meist, dass er eigene/weitere Module im Portfolio hat, die das innerhalb des eigenen Ökosystems möglich machen. Das ist aber natürlich *nicht* zwingend erforderlich wenn man über herstellerunabhängige Standardprotokolle kommunizieren kann, was definitiv zu bevorzugen ist.
  • 22 kW? Mein initialer Gedanke war, dass das zwar heute (2024) noch uninteressant ist (mein Enyaq lädt eh nur mit 11 kW AC), aber perspektivisch kommen kann. Ich will ja für die Zukunft gewappnet sein. Andererseits hat das Auto eh genügend Standzeit, daher ist eine schnellere Ladung selten relevant. Und wenn man mit PV-Überschuss lädt kommt man eh kaum über die 11 kW drüber. Bleibt höchstens offen, ob man in 10 Jahren der Depp der Straße ist, der keine 22 kW mehr in Betrieb nehmen darf, weil es alle anderen bereits ausgereizt haben. Anruf beim lokalen Energienetzbetreiber: 22 kW sind auch längerfristig kein Problem. (Habe ich aber nur mündlich, ist somit nichtig.) Rücksprache mit dem Elektriker: Puh, ist schon mehr Aufwand, weil evtl. größere Dimensionierung des Hausanschlusses und des SLS nötig. AHH. Ende vom Lied: Ich bleibe bei 11 kW und erspare mir den Blick in die Zukunft. Zumindest das Kabel zur Wallbox habe ich entsprechend dimensioniert: 6 mm² bei knapp 10 Metern Kabellänge von der Unterverteilung. Dennoch: Wenn es eine 22 kW Version von meiner bevorzugten Wallbox gibt, dann nehme ich diese, drossel sie auf 11 kW und muss/kann/darf sie aber dennoch als 22 kW beim Netzbetreiber anmelden. Somit hätte ich auf dem Papier dann sicher, dass ich sie auch später als 22 kW betreiben kann.
  • Integrierter Stromzähler für die Abrechnung des Dienstwagenladens. Reicht ein einfacher oder muss er MID-konform sein? Noch reicht meinem Arbeitgeber ein einfacher, die Frage ist nur, wie lange noch. Ich möchte auf Nummer sicher gehen und gleich einen MID-konformen drin haben.
  • Der Stromzähler muss getrennt für mehrere Autos nutzbar sein, sprich: per RFID (oder ähnlichem) darf die Wallbox nicht nur freigschaltet werden, sondern muss auch verschiedene Zählerstände zählen und Auswertungen fahren können.
  • Ethernet-Anschluss, weil ich es besser finde als nur WLAN. Wozu habe ich schließlich die ganzen Cat-7 Kabel im Haus verlegt? :)
  • Rückseitige Anschlüsse von der Wand in die Wallbox, damit die Kabel nicht so offen liegen. Für das Stromkabel spare ich mir so eine Zwischenstation, da mein verlegtes NYM-Kabel aus dem Zählerschrank direkt bis in die Wallbox geführt werden kann. Und für das LAN-Kabel fände ich es extrem unschön, wenn das offen vor dem Haus hängt. Einfach weil man es dann so leicht durchschneiden oder umhängen könnte.
  • Da bei mir 5 bzw. sogar 6 Meter des Typ-2 Ladekabels leider nicht reichen, ist eine Box mit Buchse besser, da ich dann ein 8-10 Meter Kabel kaufen kann. Somit scheiden für mich leider ein paar Produkte direkt aus. Andererseits hatten die meisten Kandidaten eh die Auswahl zwischen Kabel oder Buchse. (Ja, die Kabel schlagen mit mindestens 150,- € zu Buche, was die erhöhten Kosten für eine Wallbox mit festem Kabel relativiert.) Oder könnte man nicht auch ein fest installiertes Kabel selbstständig durch ein längere ersetzen? <- Ja, genau diesen Weg gehe ich jetzt. Ich nehme eine Wallbox mit Kabel und schließe dann aber eines meiner gewünschten Länge selbst an. (Für meine letztendliche Entscheidung der Autel Wallbox ist das bspw. hier erklärt.) Ist natürlich nicht jedermanns Sache. Wer nicht weiß, was eine Aderendhülse ist, sollte Gedanken an so etwas lassen.
  • Gibt es eine vernünftige App? Schwierig zu beantwortende Frage. Ich habe mich dazu entschlossen, App-Store Bewertungen anzuschauen. Teilweise haben die Apps grottenschlechte Bewertungen, was immerhin ein erstes Indiz ist.
  • Ist der Hersteller bekannt im Markt? Hier habe ich gezielt in Google und YouTube nach Inhalten von Anderen gesucht. Das hat mir zumindest einen Ersteindruck gegeben.
  • Gleichstrom RCD sollte drin sein, weil vorgeschrieben und sonst teuer im Stromkasten zusätzlich nötig. Einen FI Typ A braucht man im Stromkasten trotzdem, aber der fällt ja preislich nicht ins Gewicht. Es hat sich herausgestellt, dass einen solchen DC RCD de facto alle von mir betrachteten Wallboxen bereits eingebaut haben. Gut.
  • Auf Nachfrage bei Twitter wurde mir gleich zwei mal empfohlen zu schauen, ob die Wallboxen von evcc unterstützt werden. Danke für den heißen Tipp. Hier hat sich auch langsam die Frage mit der PV-Überschussladung geklärt.
  • Schnittstellentechnisch scheint das Schlüsselwort ansonsten OCPP zu sein.
  • Neben dem reinen Suchen im Internet hatte ich folgenden Testartikel von Heise als Ausgangspunkt genommen: Kaufberatung: Das bieten Wallboxen bis 1500 Euro. Bzw. vor allem die Tabelle ganz unten (rechtsklick -> Aktueller Frame -> Frame in neuem Tab öffnen; dann kann man zumindest etwas besser darin lesen).
  • Die VW/Skoda eigene Wallbox schneidet von den ADAC-Tests eher mäßig ab, sowohl mit wenig Funktionen am Gerät als auch an der App. Da ich von Software von VW eh nicht viel halte (ich bin zeitweise einen Golf 8 gefahren), ist die raus. Das wäre ja sonst ein valider Ansatz gewesen, die “passende” Wallbox vom Autohersteller direkt zu nehmen.
  • Die Tests vom ADAC generell waren mir entweder zu alt, nur autoherstellerfokussiert, oder hatten die für mich interessanten Hersteller nicht im Blick.
  • Die Infoseite meines Netzbetreibers spricht von einer Pflicht bei Wallboxen was die “steuerbare Verbrauchseinrichtungen” angeht. Dieses Schlagwort habe ich bei genau keiner Wallbox je gefunden. Einen Anruf beim Betreiber später habe ich verstanden, dass das wohl sowieso jede heute käufliche Wallbox kann (?) und ich mich deswegen nicht darum kümmern muss. Genau so mache ich es jetzt auch.
  • Neben den Webseiten der Hersteller habe ich nicht noch detailliert die Anleitungen oder Installationsdokumente gelesen, obwohl das bestimmt auch einen Blick auf den Reifegrad der Produkte geworfen hätte. Ebenso hätte man mal eine Supportanfrage bei den einzelnen Herstellern stellen können, um Rückschlüsse auf die (deutschsprachigen?) Servicequalitäten schließen zu können.

Autsch. Kein Wunder, dass mich allein diese Liste an Kriterien Stunden gekostet hat. 😂 Was nicht explizit mit erwähnt wurde bis hier her ist natürlich der Preis als auch der subjektive optische Eindruck der Wallboxen. Sowohl von mir als auch der WAF.

Tabellarisch

Aus nicht näher spezifizierbaren Gründen fanden sich folgende Ladegeräte dann auf meiner Shortlist wieder (alphabetische Sortierung): Autel MaxiCharger AC, Easee Charge Core, go-e Charger Gemini bzw. Charger PRO, KEBA P30 c-series bzw. P30 Dienstwagen. Nicht betrachtet habe ich u.a. folgende Hersteller, obwohl ich sie durch Bekannte immer mal gehört hatte: Heidelberg, Mennekes, openWB, zappi.

Autel
MaxiChgr AC
Easee
Charge Core
go-e
Charger Gemini
go-e
Charger PRO
KEBA
P30 c-series
KEBA
P30 Dienstwg.
Kosten Stand Oktober 2024679,- €899,- €549,- €1149,- €1299,- €1099,- €
22 kW
Buchse anstatt festes Kabel
DC RCD
Stromzähler
Stromzähler MID-konform
RFID zur Freischaltung??
RFID mehrere Zähler
OCPP
evcc🟡
Ethernet per Kabel
Rückseitiger Anschluss
gute App
bekannt im Markt?🟡🟡🟡

Meine zusätzlichen saloppen Notizen zu den einzelnen Produkten:

  • Autel MaxiCharger AC: Cool, aber scheint nicht so verbreitet zu sein, wenig Google Hits, wenig YouTube Videos. evcc nicht offiziell gelistet, aber GitHub Discussions deuten auf Support via OCPP hin. Links: 1 2 3 4.
  • Easee Charge Core: Spricht mich optisch nicht an, schlechte Homepage, keine Vergleiche möglich. Komisch, dass sie im Heise Artikel nicht vorkommt. Links: 1 2.
  • go-e Charger Gemini: klein und sexy, aber halt kein Display (vermutlich eh nicht unbedingt nötig). Wäre eine interessante Option. Wenn nur die App nicht so schlechte Bewertungen hätte. Links: 1 2 3.
  • go-e Charger PRO: Deutlicher Preisunterschied nur für den MID-Zähler. Links: 1 2.
  • KEBA P30 c-series: Die App hat gruselige Bewertungen, der Preis kommt durch die zusätzlichen Module zu Stande. Optisch erscheint mir die Kiste etwas klobig. Ansonsten hat sie aber alle relevanten Features. Links: 1 2.
  • KEBA P30 Dienstwagen: Nur mit Kabel lieferbar. Sonst gut, aber entsprechend den dienstlichen Boxen halt auch teurer. Links: 1 2.

Und für welche habe ich mich letztendlich entschieden? Weil so ganz eindeutig war die Schose jetzt ja noch immer nicht. :) –> Es wurde die Wallbox von Autel. Die Summe an Features und der wirklich gute Preis von 679,- € haben mich überzeugt. Auch die Optik hat eine Rolle gespielt. Fraglich ist nur, ob der geringere Verbreitungsgrad hier eine negative Rolle spielt? Werde ich als early adopter nun Beta-Tester sein? Wird eine potentielle Nutzung von evcc mir zum Verhängnis werden? In ein paar Jahren werde ich es wissen.

Kommentare!

Jetzt bin ich mal gespannt, was ihr noch so zu berichten habt. Wo liege ich falsch? Was habt ihr anders gemacht und warum? Haben euch meine Gedanken etwas gebracht oder eher noch mehr verwirrt? Oder habe ich es nur mal wieder over-engineered? Her mit euren Meinungen und Erfahrungen! :)

Danke an dieser Stelle noch an alle Freunde und Bekannte, die in den letzten Wochen mit mir über das Thema Wallbox und PV und Stromanschluss diskutiert haben: Thorsten, Tobias, Lukas, Dirk, Stefan, Mathias, Florian, Carsten, Jens. Ihr seid super!

Soli Deo Gloria!

Photo by Zaptec on Unsplash.


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